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Fragen

Regelmäßig werden wir von Kunden angesprochen um Fragen zu klären die sich im Zusammenhang mit Pipetten, Pipettieren und Service ergeben. Mit der folgenden Aufstellung versuchen wir die häufig gestellten Fragen zu klären:

Liste der Fragen

 

Woher bekomme ich die ISO 8655?

Die ISO8655 wird vom Beuth Verlag in Berlin (www.beuth.de) vertrieben. Leider dürfen wir Ihnen keine Kopien der Norm anfertigen.

 

Die ISO 8655 besteht aus mehreren Teilen. Welche benötige ich?

Die ISO 8655 besteht aus folgenden Teilen:

  1. Begriffe, allgemeine Anforderungen und Gebrauchsempfehlungen
  2. Kolbenhubpipetten
  3. Kolbenbüretten
  4. Dilutoren
  5. Dispenser
  6. Gravimetrische Prüfverfahren zur Bestimmung der Messabweichung
  7. Photometrische Prüfverfahren zur Bestimmung der Messabweichung

Die Teile eins und sechs bilden die Basis und die Teile zwei bis fünf sind abgestimmt auf die jeweiligen Geräte mit Angabe der Grenzwerte. Für viele Anwender kann es ausreichend sein die Teile eins, zwei und sechs zu lesen. Dargestellt wird die Nummerierung als ISO 8655-TEILNR. also z.B. ISO 8655-1

 

Wie häufig muss eine Pipette geprüft werden?

In der ISO8655-1 Punkt 7.3 steht sinngemäß folgendes: Der Anwender muss im Rahmen seiner Qualitätssicherung oder Prüfmittelüberwachung seine Pipetten prüfen, z.B. vierteljährlich, mindestens jedoch einmal im Jahr.

 

Wie kann ich meine Pipette sterilisieren?

Ob und wie eine Pipette sterilisiert werden kann ist der Anleitung des Herstellers zu entnehmen. Jeder Hersteller regelt es anders. Bei einigen Herstellern kann die ganze Pipetten autoklaviert werden, bei einigen nur das Unterteil etc.. Bei unsachgemäßer Handhabung kann die Pipette zerstört werden, deswegen ist es wichtig sich die Prozedur in der Anleitung genau anzuschauen.

 

Wie prüfe ich meine Pipette selbst?

Zur Prüfung von Pipetten ist das Studium der ISO 8655 auf jeden Fall erforderlich. Zusätzlich hier eine Übersicht an wichtigen Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche und ISO 8655 gerechte Prüfung:

Der Arbeitsbereich (Prüflabor) sollte in einem Raum mit konstanter Temperatur sein. Ein Raum ohne Temperatur-Nachtabsenkung wird empfohlen. Darüber hinaus ist darauf zu achten, dass bei Verwendung von Klimanalagen kein Luftzug am Messplatz entsteht. Die Temperatur im Prüflabor sollte 20°C bis 25°C betragen und konstant bleiben, die Wassertemperatur um nicht mehr als 0,5°C davon abweichen. Zusätzlich zur Temperatur ist der Luftdruck und die Luftfeuchte zu überwachen. Die Luftfeuchte auch, wenn mit einer Feuchtigkeitsfalle gearbeitet wird, da bei niedriger Luftfeuchte die statische Aufladung an den Geräten Einfluss auf die Messgenauigkeit haben kann. Die zu prüfenden Pipetten sollten mindestens zwei Stunden vor der Prüfung im Prüflabor aklimatisiert werden. Achten Sie darauf, dass die Waage nicht stromlos gemacht wird - also zum ”Abschalten” nur in den Standby Mode geschaltet wird. Wenn sie doch abgeschaltet wird muss mit einer Aufwärmphase von bis zu zwei Stunden gerechnet werden. (siehe Anleitung der Waage) Seien Sie sich bitte bewusst, dass beim aufstecken der Pipettenspitze die Handwärme die ersten zwei bis drei Messwerte stark beeinflussen kann. Mehrmaliges vorbenetzen reduziert das Problem, die Verwendung eines Racks zur Spitzenaufnahme ist angebracht. Das Pipettieren sollte langsam und gleichmäßig nach den Regeln für genaues Pipettieren durchgeführt werden. (z.B.: Pipette senkrecht halten. Nur kurz unter die Flüssigkeitsoberfläche eintauchen. Pipettenspitze langsam aus der Flüssigkeit nehmen. etc.)

Dieses stellt nur eine kleine Hinweisliste dar. Bitte beachten Sie die ISO 8655 !

 

Unterschiede zwischen Prüfung gemäß ISO8655, Hersteller Grenzen und Kunden-SOP?

Einfach gesagt ist die ISO8655 die Mindestanforderung, die Hersteller Grenzen entsprechen dem Kaufzustand (das ist das wünschenswerte) und Kunden-SOPs sind darüber hinaus gehende Sonderanforderungen für Spezialbereiche.

  • Die ISO 8655 gibt die Mindestanforderung für Volumenmäßgeräte mit Hubkolben an. Das entspricht der TÜV Prüfung beim Auto (Bremsen, Licht etc. müssen grundsätzlich funktionieren). Für das Nennvolumen angegebene Grenzwerte werden bei variablen Pipetten laut ISO8655 als absolute Werte, also z.B. 0,8µl (Fehlergrenze systematische Messabweichung) bei einem Nennvolumen von 100µl auf den kleinen Volumenbreich (10% des Nennvolumens) übertragen. Daraus ergibt sich bei einer 10 - 100µl Pipette eine zugelassene Abweichung von bis zu 8% bei 10µl.
  • Die Hersteller Grenzen beheben das Manko der ISO8655. Die Hersteller Grenzen stellen den Kaufzustand der Pipette dar. Übertragen auf ein Auto prüft der TÜV, dass die Bremsen die Mindestanforderung erfüllen, die Autowerkstatt sorgt dafür, dass die Bremsen eine dem Fahrzeugtyp entsprechende Bremsleistung (laut Herstellervorgaben) erbringen. Übertragen auf die Pipette bedeutet das, dass die Hersteller Grenzen dafür sorgen, dass die Pipette auch bei 10% des Nennvolumens eine gute Präzision und Richtigkeit besitzt. Bei der 10 - 100µl Pipette sind das bei Eppendorf dann z.B. 2.5% (Reference 10-100µl)
  • Die Kunden-SOP geht über die beiden vorstehenden Prüfugsvarianten hinaus. Die Kunden-SOP orientiert sich am IST-Bedarf eines Prozesses und sorgt dafür, dass die Pipette der Präzision und Richtigkeit, die für diesen Prozess gefordert wird, gerecht wird.

 

Warum ist eine vollständige ISO 8655 Prüfung einem Quick-Check vorzuziehen?

Eine vollständige Prüfung gemäß ISO8655 hat eine ca. 98% Wahrscheinlichkeit, dass die Pipette den Anforderungen entspricht, ein Quick-Check jedoch nur ca. 76%. Da gerade in der Forschung mit teuren Reagenzien (Taq Polymerase, Taq Buffer, dNTP oder DNA Sets oder Kits) gearbeitet wird, ist es günstiger mit einer ISO8655 geprüften Pipette korrekt und nachvollziehbar zu arbeiten, als teure Reagenzien zu verbrauchen, weil sich ein Versuch oder Ergebnisse nicht reproduzieren oder nachvollziehen lassen.